Sunday 7 February 2016

First Men in the Moon (1964)

(Die folgende Rezension enthält leichte Spoiler.)

Unschuldiges, liebenswürdiges Weltraum-Abenteuer

1899, Grossbritannien. Der tollpatschige Wissenschaftler Joseph Cavor (Lionel Jeffries) hat eine Substanz erfunden, die er bescheiden „Cavorit“ nennt. Gegenstände, die mit Cavorit in Berührung kommen, trotzen den Gesetzen der Schwerkraft. Als Dr. Cavors Nachbar Arnold Bedford (Edward Judd) von dieser Erfindung Wind bekommt, wittert er die Chance, sein klaffendes Schuldenloch zu stopfen. Kurzerhand beteiligt er sich an Cavors Forschungen. Was er noch nicht weiss: Der liebe Doktor hat im Sinne, mithilfe des Cavorits zum Mond zu fliegen. In der Nacht der Abreise landet durch ein Missgeschick auch Arnolds Verlobte Kate (Martha Hyer) im kugelförmigen Raumschiff. Ob dieses quirlige Dreiergespann für eine Mondreise gerüstet ist?

Nathan Jurans Spielfilm First Men in the Moon, der auf dem gleichnamigen Roman von H. G. Wells basiert, ist eine sympathische Science-Fiction-Komödie. Die erste Hälfte des Filmes spielt irgendwo auf dem Lande in Grossbritannien. Hier kriegen sich Arnold und Kate aufgrund finanzieller Kleinigkeiten in die Haare, und Dr. Cavor tut das, was verrückte Wissenschaftler eben so tun: hyperaktiv vor hunderttausend Reagenzgläsern herumhüpfen. Lionel Jeffries (Chitty Chitty Bang Bang) spielt dermassen zappelig und übertrieben, Christopher Lloyd alias Doc Brown aus Back to the Future (1985) wäre stolz auf ihn. Dagegen spielt Edward Judd (The Day the Earth Caught Fire) einen gänzlich charakterlosen Helden, der vor allem in der zweiten Hälfte uninteressanter kaum sein könnte. Martha Hyer (Sabrina, Some Came Running) als treuherzig-naive Kate ist liebenswürdig und hübsch.

Nach einigen albernen Slapstik-Einlagen, durchaus pointierten Dialogen und einer Hausexplosion heisst es schliesslich: Auf zum Mond! Cavors Weltraumkapsel ist derart improvisiert, dass es fast schon suizidal anmutet. Eine Taucherausrüstung soll als Raumanzug dienen, und die Sitzgelegenheiten im Gefährt sind aus Seilen zusammengeflochten, die an der Decke befestigt sind. Darüber hinaus hielt es Kate für eine gute Idee, als Nahrungsmittel eine Schar lebendiger Hühner mitzunehmen. Das also waren die erste Erdlinge auf dem Mond: drei verrückte Briten …!

Mit der reichlich unsanften Mondlandung beginnt die zweite Hälfte des Filmes, die etwas ernsthafter daherkommt. Sie glänzt mit der Trickkunst des allseits geschätzten Ray Harryhausens und den ansehnlichen Kulissen, die eine überraschend einnehmende Atmosphäre schaffen. Schliesslich treffen die drei Erdlinge auf Aliens, die etwa so furchterregend sind wie Kinder in Ameisenkostümen. Oh, Verzeihung; wahrscheinlich sind diese Aliens sogar Kinder in Ameisenkostümen.

Alfred lässt lieber gleich die Fäuste sprechen, bevor er die Mondbewohner anhört. Demgegenüber ist Dr. Cavor bestrebt, mit den so genannten Seleniten zu kommunizieren. Hier tut sich ein moralischer Konflikt auf: Arnold stellt sich den Aliens feindselig gegenüber, und Dr. Cavor will auf sie zugehen, von ihnen lernen. Dieser Konflikt ist leider zu schlicht und forciert, als dass man ihn ganz ernst nehmen könnte. Vor einer Viertelstunde zeigte uns Juran noch eine Raumkapsel voller Hühner; und jetzt sollen wir über Krieg und Frieden philosophieren? Das ist zwar nett gemeint, aber: Nein, danke.

Die Schlusspointe des Filmes ruiniert denn auch jede Ernsthaftigkeit, die er hätte für sich beanspruchen können. Was für ein Unsinn! Aber wirklich böse kann man Juran und seiner Crew nicht sein. Denn unterm Strich ist First Men in the Moon recht unterhaltsam, sei es wegen den netten Harryhausen-Effekten oder dem charmanten Trash-Faktor.

6/10

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