Wednesday 6 July 2016

Shaolin Soccer (2001)

Infantile Brachial-Parodie auf Kampfkunst- und Sportfilme

Er hätte der grösste Fussballstar Chinas werden können: Fung (Man-Tat Ng), „The Golden Leg“. Doch sein skupellose Rivale Hung (Yin Tse) intrigiert gegen ihn: Er bricht Fungs goldenes Bein. Jahrzehnte später ist Hung ein erfolgreicher Fussballtrainer, und Fung ein Nichts. Doch Fung gibt nicht auf! Er nimmt sich vor, eine Fussballmannschaft zu Trainieren und ganz nach oben zu bringen. Dabei soll ihm Sing (Stephen Chow) helfen, „The Mighty Steel Leg“. Sing, ein begeisterter und ziemlich naiver Kampfkünstler, trommelt sofort seine Brüder zusammen: Gemeinsam bilden sie ein Team von „Kung-Fussballern“. Die Mischung aus Kung fu und Fussball wirkt Wunder: Sie besiegen ihre Gegner im Flug. Nur ein Team kann ihnen gefährlich werden: dasjenige des bösen Trainers Hung. Wird Fung seinen Erzrivalen endlich bezwingen können?

Stephen Chows Shaolin Soccer (2001) nimmt sich keine Sekunde lang ernst. Der Film brennt ein Feuerwerk aus überzeichneten Slapstick-Einlagen und abstrusen Situationen ab. Als Zuschauer kann man da nur staunen, und der pure Wahnwitz auf der Leinwand dürfte den ein oder anderen Lachkrampf provozieren. Der Humor, der uns hier geboten wird, ist ausserordentlich infantil. Das macht den Film entwaffnend: Er ist ein unschuldiger Spass, ein Guilty Pleasure. Blödelei ist die reinste Form der Komik, und Chow hat sie gemeistert. Allerdings hat der Film einen grundsätzlichen Makel: Nicht alle seine Witze zünden. Oft ist das Gelächter bloss ein Reflex auf das Unvorhergesehene, frei nach dem Motto: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ In dieser Hinsicht ist Shaolin Soccer so etwas wie ein gewollter Trashfilm; und manchmal muss man ihm vorwerfen, zu viel zu wollen. Die Naivität ist hier eben nicht wahrhaft unschuldig wie etwa bei Ed Wood (Plan 9 from Outer Space), sondern kalkuliert. Das trübt den Spass ein bisschen.

Shaolin Soccer ist dann am besten, wenn er in den Fussballszenen schwelgt: Da wird der Ball wird in die Stratosphäre gekickt, oder erhält einen unrealistischen Drall, sodass er in der Luft eine regelrechte Kehrtwende macht. Szenen wie diese zaubern einem ein kindliches Grinsen ins Gesicht. Das ist pure Brechstangen-Unterhaltung, ohne Rücksicht auf Verluste. Und es ist toll! In diesen Momenten verlässt der Film sein Kalkül: Hier parodiert Chow nicht bloss Kampfkunst- und Sportfilme, sondern geniesst die Szenen selbst. Die überzeichneten Spezialeffekte tun ihr Übriges. Fast fühlt man sich in einen Zeichentrickfilm oder ein Videospiel versetzt. Vielleicht hätte dem Film eine ernstere Rahmenhandlung sogar gut getan? Actionszenen werden ja nicht dadurch unterhaltsamer, dass man sie ironisch bricht.

So oder so, eigentlich kann man dem guten Stephen Chow nicht böse sein. Dazu sind seine Kung-Fussballer dann doch zu sympathisch und spassig. Shaolin Soccer ist ein wunderbarer Partyfilm und als solcher vollumfänglich zu empfehlen. Auch Cineasten dürfen einen Blick riskieren; eine derart erratische Brachial-Komödie bekommt man schliesslich nicht alle Tage vor die Linse. In dieser Hinsicht dürfte Chows Magmum Opus Kung Fu Hustle (2004) allerdings einschlägiger sein, ist dieser doch noch eine Spur ausgefeilter und irrer. Die Moral von der Geschicht: Kung fu plus Fussball ist ein Wundermittel gegen Langeweile, aber eine humoristische Erleuchtung sieht anders aus.

6/10

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